Wie wird DNA für mehr Gerechtigkeit eingesetzt?
Im Rahmen des Biologieunterrichtes haben wir (die Klasse M26a) Anfang des Jahres das Thema Genetik studiert. Dieser Bereich der Biologie erklärt die Weitergabe der erblichen Merkmale eines Menschen von Generation zu Generation. Dabei haben wir die Grundlage dieses Themas gelernt: Was sind Chromosomen und DNA? Wie funktioniert die Zellteilung und die Vererbung von Genen? Dann haben wir vor ein paar Wochen angefangen, das Thema DNA zu vertiefen.
Alle erblichen Merkmale eines Individuums wie Haarfarbe, Grösse oder Veranlagung zu bestimmten Krankheiten sind in Form von genetischer Information kodiert. Dieser Code befindet sich in fast allen Zellkernen unseres Körpers und er definiert die Funktion und Eigenschaften der Zellen. Die sogenannte DNA ist der Träger dieser genetischen Information, das heisst, dass sie den Code enthält, der alle erblichen Informationen des Individuums definiert.
Die Desoxyribonukleinsäure, öfter als DNA abgekürzt, ist ein langes Molekül, das die Form einer Doppelhelix ist. Dieses Molekül wird durch eine Reihe an strukturalen Einheiten gebildet, die als Nukleotiden bezeichnet werden. Jedes Nukleotid besteht aus drei Komponenten: eine stickstoffhaltige Base, ein Zucker und eine Phosphatgruppe. Es gibt vier Arten von stickstoffhaltigen Basen und daher vier Arten von Nukleotiden: Adenin (A), Guanin (G), Cytosin (C) und Thymin (T).
Der genetische Code und daher die Eigenschaften jedes Individuum wird also durch die Ordnung der unterschiedlichen Nukleotiden (A,G,C,T) definiert.
In den Zellkernen wird die DNA in Strukturen kondensiert, die während der Zellteilung als Chromosomen bezeichnet werden.
Alle menschlichen Zellen, mit Ausnahme von Keimzellen, enthalten 46 Chromosomen, die in 23 Paaren organisiert werden. Für jedes Paar kommt ein Chromosom aus der Mutter und eines aus dem Vater. Dies hat zur Folge, dass alle Individuen eine einzigartige Art von Sequenz an Nukleotiden und daher von DNA haben.
Auch wenn alle Menschen eine unterschiedliche DNA haben, teilt man trotzdem einen grossen Teil seiner DNA mit seinen nahen Verwandten, da man seine Gene von beiden Elternteilen erhält. Man teilt also ungefähr 50% seines genetischen Materials mit seinen Eltern, Kindern und Geschwistern, etwa 25% mit seinen Grosseltern, Onkeln, Tanten, Enkeln, etwa 12,5% mit seinen Cousins und Cousinen, usw.
DNA bestimmt nicht nur die erblichen Merkmale eines Individuums, sondern spielt auch eine sehr wichtige Rolle in der Justiz. Tatsächlich wird DNA seit ihrer ersten Anwendung im Jahr 1986 in England regelmässig von der Kriminaltechnik in Strafsachen verwendet. Sie ist eine sehr wichtige Hilfe geworden, um in gerichtlichen Untersuchungen die Wahrheit festzustellen.
In diesen letzten Jahrzehnten werden immer mehr Fortschritte in diesem Bereich gemacht. Man kann seit 1986 mithilfe der klassischen DNA-Analyse Verdächtige identifizieren oder Leute unschuldig machen. Diese Analyse besteht darin, die DNA einer Person, die an einem Tatort gefundenen Probe (Haare, Blut, Speichel usw.), mit der DNA eines identifizierten Verdächtigen oder mit einer DNA-Datenbank zu vergleichen. Das Problem bei dieser Methode ist, dass auch wenn sie sehr zuverlässig ist, zuerst eine verdächtige Person gefunden werden muss, oder die DNA des Täters oder der Täterin bereits in einer DNA-Datenbank gespeichert sein muss - was oft nicht der Fall ist. Allerdings gibt es seit der 2000er-Jahre eine andere Methode, die es ermöglicht, TäterInnen zu finden, auch wenn ihre DNA nicht in einer Datenbank gespeichert ist. Dieser Fortschritt wird als familiäre DNA-Suche bezeichnet.
Die familiäre DNA-Suche ist also eine Methode, bei der nicht die DNA des Täters selbst in einer polizeilichen Datenbank gefunden werden muss, sondern die eines Verwandten ausreichen kann.
Wie schon früher erwähnt, teilen Verwandte einer gleichen Familie immer ein Teil ihre DNA. Also wenn man mit den normalen Tests die TäterInnen nicht findet, sucht man nach Teilübereinstimmungen der DNA in DNA-Datenbanken. Algorithmen berechnen, wie eng die Verwandtschaft ist, basierend auf der Menge identischer DNA-Sequenzen. Das heisst, wenn zum Beispiel die DNA des Cousins des Täters in einer solchen Datenbank gespeichert ist, dann haben die Ermittler jetzt Zugang zu vielen Informationen über den Täter oder die Täterin und es ist daher viel einfacher ihn zu finden.
Aber wieso hat es so viel DNA in solchen Datenbanken? Leute, die Informationen über ihre Herkunft, genetische Veranlagung zu einer Krankheit oder Verwandte auf der ganzen Welt wissen möchten, schicken ihre Speichelprobe zu einer Firma wie 23andMe oder Ancestry. Durch Medien wurde diese Praxis zu einem Trend und in den Jahren 2016 bis 2018 waren diese Firmer sehr populär. Was viel Nutzer jedoch nicht wissen: Ihre genetischen Daten werden gespeichert und so erhalten diese Firmen die DNA von vielen Menschen, die in der Datenbanken aufbewahrt werden.
Diese moderne Entwicklung ermöglicht es heutzutage auch Fälle zu lösen, die früher nicht aufgedeckt werden konnten.
Ein Beispiel hierfür ist der Fall Leslie Preer. In 2001 wird Leslie Preer in Chevy Chase ermordet. Die Polizisten haben jedoch nicht genug Beweise gefunden, um den Fall zu schliessen, sodass er jahrelang ungelöst blieb. Es ist nun 2024, als die Ermittler es geschafft haben, den Täter mithilfe der Methode der familiären DNA - Suche zu finden. Es war Eugene Teodor Glidor, der Ex-Freund von Leslie Preers Tochter. Glidor konnte also schliesslich im Juni 2024 festgenommen werden.
Die DNA ist nicht nur für den Menschen sehr wichtig, sondern auch eine bedeutende Waffe der Justiz. Mithilfe von DNA-Analyse können viele Ungerechtigkeiten vermieden werden, da sie hilft, Täter zu finden und Unschuldige zu entlasten. Sie ermöglicht es auch, seit Jahren ungeklärte Fälle – wie der Fall Leslie Preer – zu lösen und Gerechtigkeit zu bringen, für Menschen, die die Hoffnung aufgegeben hatten, dass Gerechtigkeit hergestellt wurde.
Biologielehrbuch, Natura 9–12 „Grundlagen der Biologie für Schweizer Maturitätsschulen“, 2018
https://people.com/mom-killed-suspicion-surrounded-dad-ex-boyfriend-charged-11734664